Im Herzen des Mittelmeers schlängelt sich ein unvergleichliches Abenteuer durch türkisfarbene Meere, geheimnisvolle Hochebenen und feurige Gipfel: Es ist der Cursa di Ciclopi, Europas längster Ein-Etappen-Lauf, eine extreme Herausforderung, die durch den Nordosten Siziliens führt und seine ganze wilde und verborgene Schönheit enthüllt. Mit einer Länge von etwa 500 km und einem positiven Höhenunterschied von über 20.000 Metern stellt dieser Ausdauerlauf nicht nur eine athletische Herausforderung an den Grenzen der menschlichen Ausdauer dar, sondern auch ein tiefes Eintauchen in die Geschichte, die Natur und die authentischste Identität der Insel.
Die Cursa di Ciclopi wurde von den legendären Berg-Ultramarathons der internationalen TORX® eXperience-Rennserie inspiriert. Das Projekt nahm mit einer zwischen Mai und Juni 2022 veranstalteten „Null-Edition“ Gestalt an, einem Testlauf auf Einladung, bei dem die Strecke und die Servicepunkte getestet wurden. Die erste offizielle Ausgabe fand im Frühjahr 2023 statt: Vom 22. bis 29. April nahmen 59 Athleten aus 17 Nationen an der epischen Fahrt von Cefalù zum Ätna und zurück teil, die über eine Strecke von 508,7 km mit 20.500 Höhenmetern führte. Die Teilnehmer, die als „Zyklopen“ bezeichnet wurden, hatten 168 Stunden (sieben Tage) Zeit, um die Heldentat zu vollbringen.
Nur 38 von ihnen schafften es. Darunter waren auch die Sieger: der Italiener Marco Gubert (86h28′) und die Britin Sabrina Verjee (109h48′). Der letzte Radfahrer, der die Ziellinie überquerte, war der Sizilianer Francesco Cesare, nach einer beeindruckenden Zeit von 171 Stunden. Ein Rennen, das Ausdauer, mentale Stärke und Entdeckergeist erfordert.
Die Strecke des Cursa ist als Rundkurs konzipiert, der in der schönen Küstenstadt Cefalù beginnt und endet, die von der wunderschönen normannischen Kathedrale dominiert wird, die zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört. Von hier aus gelangt man sofort in den Madonienpark mit seiner von dichten Wäldern geprägten Berglandschaft, dem Heiligtum von Gibilmanna und Gipfeln wie dem Pizzo Carbonara, dem zweithöchsten Gipfel der Insel.
Die Dörfer Isnello, Petralia Soprana und Gangi, die zu den„schönsten Dörfern Italiens“ zählen, bilden die Kulisse für ein Sizilien, in dem die Zeit stillzustehen scheint. Nach der Durchquerung des Sambuchetti-Reservats führt die Route in den Nebrodi-Park, den größten der Insel, mit Vulkanseen wie dem Biviere di Cesarò und außergewöhnlichen Ausblicken bis hin zu den Peloritani und dem Tyrrhenischen Meer.
Der Ätna, der höchste aktive Vulkan Europas, ist der symbolische und physische Höhepunkt der Route. Der Weg erreicht eine Höhe von über 2800 m und berührt das vulkanologische Observatorium von Pizzi Deneri und die Lavafelder von Piano Provenzana. In diesem Gebiet ändert sich die Landschaft radikal: Die Vegetation weicht dunklen Felsen in einer fast mondähnlichen Umgebung, in der man den tiefen Atem der Erde spüren kann.
Cursa di Ciclopi Mythen, Steine und zeitgenössische Kunst.
Der Abstieg in das Alcantara-Tal bietet ein weiteres Wunder: die vom Wasser geformten Lavaschluchten, ein in Europa einzigartiges geologisches Phänomen. Hier befinden sich auch die Dörfer Francavilla di Sicilia und Castiglione di Sicilia, die alte Traditionen bewahren.
Auf der Argimusco-Hochebene, die auch als „sizilianisches Stonehenge“ bezeichnet wird, ragen rätselhaft geformte Megalithen, die wie menschliche und tierische Figuren aussehen, aus einer Landschaft hervor, die in der Zeit stehen geblieben zu sein scheint. Nicht weit davon entfernt liegt Montalbano Elicona, ein mittelalterliches Dorf, dessen schwäbische Burg das Tal überragt.
Der letzte Abschnitt führt zurück zum Tyrrhenischen Meer, entlang der Strände von Capo d’Orlando, Sant’Agata di Militello und Santo Stefano di Camastra, das für seine künstlerischen Keramiken berühmt ist. Das letzte große Wahrzeichen der Route ist die Pyramide des 38. Breitengrades, eine Kunstinstallation, die Fiumara d’Arte, eine Freiluftgalerie der Natur und Kreativität, überragt.
Danach geht es durch Dörfer wie Pettineo, Castelbuono und Geraci Siculo schließlich zurück nach Cefalù, wo die Heldentat vor der normannischen Kathedrale endet, genau an dem Ort, an dem alles begann.
Neben der sportlichen Herausforderung zeichnet sich die Cursa di Ciclopi auch durch ihre Aufmerksamkeit für den Umweltschutz aus: Es ist absolut verboten, Abfälle entlang der Strecke zurückzulassen, sonst droht die sofortige Disqualifikation. Eine starke Botschaft, die mit dem Motto „don’t litter“ übereinstimmt und die grüne Seele der Veranstaltung widerspiegelt.
Entlang der Strecke werden acht „Lebensbasen“ errichtet, echte Schutzhütten mit Essen, Unterkunft und medizinischer Hilfe, die von Dutzenden von Freiwilligen betreut werden, darunter Mitglieder des Europäischen Solidaritätskorps und der Alpinen Rettung. Die Veranstaltung vergibt außerdem 20 PAX-Punkte, die für die Qualifikation zum Tor des Géants® gelten, und festigt so die Verbindung zur internationalen TORX®-Rennstrecke.
Nach dem Erfolg der ersten Ausgabe im Jahr 2023 waren die Erwartungen für die zweite Ausgabe sehr hoch. Die Ausgabe 2024, die ursprünglich vom 19. bis 28. April geplant war, wurde jedoch aus technischen und organisatorischen Gründen abgesagt. Die Organisatoren haben ihren Willen bekräftigt, das Projekt wieder aufzunehmen, und planen eine Neuauflage ab 2025.
In der Zwischenzeit wächst die Legende der Cursa di Ciclopi weiter, genährt von den Erzählungen derjenigen, die diese alten Pfade durchwandert, den Himmel über dem Ätna berührt und der Stille der sizilianischen Berge gelauscht haben. Eine seltene und umfassende Erfahrung, die diejenigen, die gerne langsam und unvoreingenommen reisen, dazu einlädt, ein Sizilien zu entdecken, das man nie vergisst.
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